Sport Schweiz 2020 - Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung

Der vorlie­gende Bericht enthält die Befunde zur Spor­tak­tivität und zum Sport­in­ter­esse der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Wich­tige Zahlen und Aussagen werden unten darge­stellt. 

Einlei­tung

Ein Leben ohne Sport ist möglich – aber sinnlos. Dieses abge­wan­delte Zitat von Loriot scheint auch ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung zu beher­zigen. In der Schweiz wird heute so viel Sport getrieben wie noch nie. Der Sport wurde vielfältiger und bunter, aber auch unein­heit­li­cher und hete­ro­gener. Immer mehr Leute fanden einen Zugang zum Sport und ein passendes Angebot "Sport für alle" wurde vom Programm zur Realität.

Entwick­lung der Spor­tak­tivität

Es lässt sich seit der ersten "Sport-Schweiz"-Studie ein konti­nu­ier­li­cher Anstieg der Spor­tak­tivität beob­achten. Zwischen 2014 und 2020 ist der Anteil der Bevölkerung, der mehr­mals pro Woche Sport treibt und dabei auf mindes­tens drei Stunden Sport kommt, von 44 auf 51 Prozent ange­stiegen. Beson­ders augenfällig ist dabei auch, dass erst­mals die Zahl der sport­lich Inak­tiven signi­fi­kant gesunken ist. Der Rückgang der Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen hängt auch mit einer weiteren Ausdeh­nung des Sport­be­griffs zusammen, während sich eben­falls zeigt, dass insbe­son­dere die älteren Gene­ra­tionen und die Frauen sport­li­cher geworden sind.

Sport- und Bewe­gungs­ver­halten

Weder in der Sport­po­litik noch in der Sport­wis­sen­schaft konnte man sich auf eine eindeu­tige und verbind­liche Defi­ni­tion von Sport einigen. Wenn man Sport messen möchte, dann verwendet man häufig den Spor­t­in­di­kator. Dieser beruht auf drei einfa­chen Fragen: "Treiben Sie Sport?", "Wie häufig treiben Sie Sport?", "Wie viele Stunden Sport ergibt dies etwa pro Woche?". Der Spor­t­in­di­kator wird gebildet, indem man die Angaben zur Häufig­keit mit den Angaben zur Dauer kombi­niert. Zur Folge auf die Erhe­bung der allge­meinen Spor­tak­tivität stellt sich die Frage: "Welche Sport­arten betreiben Sie?". Bei jeder genannten Sportart werden dann wiederum die Häufig­keit und die Dauer der Ausübung sowie das Setting erfragt. Aus diesen Angaben lässt sich nicht nur das exakte Sport­ar­ten­profil der Schweizer Bevölkerung berechnen, sondern es können auch Rückschlüsse auf das Sport­verständnis gezogen werden. Über die letzten 40 Jahre lässt sich nicht nur eine Zunahme der Spor­tak­tivität ausma­chen, sondern auch eine Ausdeh­nung des Sport­be­griffs. Ein ersicht­li­cher Zusam­men­hang besteht zwischen Sport- und Bewe­gungs­ak­tivität. Wer viel Sport treibt, erfüllt mit hoher Wahr­schein­lich­keit die Bewe­gungs­emp­feh­lungen und erreicht mehr­heit­lich die Stufe "trai­niert" (Vergleich Bewe­gungs­emp­feh­lungen hepa.ch). Bei den Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen wie auch bei den Sportler und Sport­le­rinnen mit mitt­lerer Aktivität erfüllen hingegen über ein Drittel die Bewe­gungs­emp­feh­lungen nicht.

Geschlechter- und Alters­un­ter­schiede

Heute treiben Frauen prak­tisch gleich viel Sport wie Männer. Die Frauen haben die Männer somit einge­holt. Beson­ders auffällig wird dies bei den aktiven Sport­le­rinnen. Vor 20 Jahren zählte erst ein knappes Drittel aller Frauen zu sehr aktiven Sport­le­rinnen, heute ist es über die Hälfte. Auch bei den Männern hat die Gruppe der sehr Aktiven zuge­nommen, die Zunahme ist aber weniger stark, da bereits im Jahr 2000 zwei Fünftel aller Männer zu den sehr aktiven Sport­lern zählten.

Auch bei den Alters­un­ter­schieden sieht man eine klare Veränderung. Bereits vor sechs Jahren konnten wir fest­stellen, dass sich die Alters­un­ter­schiede beim Sport­treiben verrin­gert haben. Die Spor­tak­tivität ging mit dem Alter nicht zurück. In der jüngsten Alters­gruppe 15- bis 24- Jährigen wurde zwar immer noch am meisten Sport getrieben. Im Alter ab 35 Jahren blieb aber zumin­dest der Anteil an Personen mit hoher Aktivität erstaun­lich stabil. Die Spor­tak­tivität von Personen in der zweiten Lebenshälfte hat stark zuge­nommen. Zwischen dem 20. und 40. Lebens­jahr geht der Anteil an sehr Aktiven zwar immer noch zurück, er steigt danach aber wieder an und ist bei den 65- bis 74-Jährigen neu gleich hoch wie bei den 15- bis 24-Jährigen. Bei den Männern ist es aber mehr so, dass das Sport­treiben in allen Alter­sphasen dazugehört. Demgegenüber fällt die höhere Flexi­bilität der Frauen auf, die je nach Leben­s­phase einmal mehr und einmal weniger Sport treiben. Gleich­zeitig gibt es auch einen beacht­li­chen Anteil an Frauen die in der zweiten Lebenshälfte mehr Sport treiben als in jüngeren Jahren. Die Mehr­heit von 70 Prozent hat ihre Spor­tak­tivität im Lebens­lauf verändert, indem sie heute weniger, mehr oder je nach Leben­s­phase unter­schied­lich viel Sport treibt. 

Sport­mo­tive und Sport­verständnis

Sport kann man aus den unter­schied­lichsten Gründen betreiben. Die einen möchten sich im Wett­kampf messen, andere ihre Gesund­heit fördern oder die Fitness stei­gern. Suchen die einen den Nerven­kitzel oder das gesel­lige Zusam­men­sein im Verein, finden die anderen Entspan­nung und Erleb­nisse in der freien Natur. Das häufigste Motiv um Sport zu treiben ist um fit zu bleiben und gene­rell für die Gesund­heit. Auch Entspan­nung und Stressabbau sind wich­tige Bewe­gungsgründe. Gut die Hälfte denkt beim Sport­treiben an die posi­tiven Wirkungen auf Gewicht und Figur und für etwa ein Drittel stehen Gesel­lig­keits­mo­tive im Vorder­grund. Die hohe Zustim­mung zu den verschie­denen Motiven macht deut­lich, dass es nicht nur zahl­reiche Gründe gibt, Sport zu treiben, sondern dass im Sport verschie­dene Bedürfnisse gleich­zeitig befrie­digt werden können. Sport ist im besten Sinne multi­funk­tional. Dazu kommt, dass die weitaus meisten Sport­trei­benden mehrere Sport­arten ausführen und bei unter­schied­li­chen Spor­tak­tivitäten auch unter­schied­liche Bedürfnisse abde­cken.

Wett­kamps- und Leis­tungs­sportler sind beson­ders enga­giert und dies oft ein Leben lang. Die Wich­tig­keit von Wett­kampf und Leis­tung hängt aller­dings nicht nur mit dem Alter und dem Geschlecht zusammen, sondern insbe­son­dere auch mit dem Ausmass der Spor­tak­tivität. Sport­trei­bende, die sich sport­liche Ziele setzen, sich mit anderen messen und gerne an Wettkämpfen teil­nehmen, treiben überdurch­schnitt­lich viel Sport. Wett­kampf und Leis­tung mag zwar für viele Sport­trei­bende kein zentrales Motiv mehr darstellen, wer aber Leis­tungs- und Wett­kampfs­port als wichtig einstuft, zeigt sich beson­ders sport­be­geis­tert und kann diese Begeis­te­rung auch häufig über die ganze Lebens­spanne aufrecht­er­halten.

Sport­arten und Sportwünsche

Neben der Vielfältig­keit fällt auf, dass die Polys­por­tivität der Schweizer Bevölkerung noch einmal zuge­nommen hat. Heute übt ein durch­schnitt­li­cher Sportler 4.5 verschie­dene Sport­arten aus. Die Sport­arten mit den meisten Aktiven bleiben Wandern, Radfahren, Schwimmen, Skifahren und Jogging. Dieser "helve­ti­sche Fünfkampf" führt seit 2000 die Liste der belieb­testen Sport­arten an. Bemer­kens­wert ist aber, dass die populären Life­time-Sport­arten in den letzten 20 Jahren noch populärer wurden. Wenn man die belieb­testen Sport­arten der Schweizer Bevölkerung bestimmen will, muss man nicht nur beachten, wie viele Personen sie ausüben, sondern auch, wie häufig eine Sportart betrieben wird. Gene­rell fällt auf, dass die Mehr­heit der Sport­arten heute mehr Aktive zählt als vor sechs Jahren, dafür ist die Häufig­keit der Ausübung gesunken. So sind zum Beispiel die Personen, die tanzen, von 7.8 auf 11.4 gestiegen, die Hälfte dieser Personen übt die Sportart aber nicht an mehr als 10 Tagen im Jahr aus. Diese Entwick­lung lässt sich auch dadurch erklären, dass heute mehr Sport­arten parallel neben­ein­ander betrieben werden und somit für die einzelnen Sport­arten weniger Zeit bleibt. Zudem vari­ieren Sportpräferenzen nach Alter und Geschlecht. Somit wählen Frauen häufig andere Sport­arten als Männer. Beim Alter und Geschlecht lohnt es sich, noch etwas genauer hinzu­schauen. Wandern ist auch deshalb so populär, weil es in allen Alters­gruppen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern zu den am häufigsten ausgeübten Sport­arten gehört. Die aktu­ellen Boom­sport­arten sind auch die meist­ge­nannten Wunsch­sport­arten. Bei den jüngeren Sport­trei­bern ist der Wunsch, neue Sport­arten kennen­zu­lernen oder bereits betrie­bene Sport­arten zu inten­si­vieren, deut­lich ausgeprägter als bei den Älteren. Damit stehen dieje­nigen Sport­arten ganz oben auf der Wunsch­liste, die in den letzten sechs Jahren am meisten gewachsen sind. Im Vergleich zu 2014 erfährt heute die Mehr­heit der Sport­arten weniger Nennungen als Wunsch­sport. Dies ist ein Hinweis darauf, dass viele Vorsätze und Wünsche in den letzten sechs Jahren verwirk­licht werden konnten. Der Sport­boom dürfte also kaum im selben Ausmass weiter­gehen wie in den letzten sechs Jahren.

Regio­nale Unter­schiede

Auf dem Land, in der Agglo­me­ra­tion und in der Stadt wird prak­tisch gleich viel Sport getrieben. Die Bewohner und Bewoh­ne­rinnen von Grossstädten mit über 100'000 Einwoh­nern sind gleich sport­lich wie die Bewohner und Bewoh­ne­rinnen von Gemeinden mit unter 2'000 Einwoh­nern. Wie sport­lich die Bevölkerung einer bestimmten Gemeinde ist, hängt also nicht von deren Grösse ab. Den höchsten Anteil an sehr aktiven Sportler und Sport­le­rinnen finden wir in touris­ti­schen Gemeinden. Der "helve­ti­sche Mehr­kampf" mit Wandern, Radfahren, Schwimmen, Skifahren und Joggen liegt zwar überall klar an der Spitze der Beliebt­heits­s­kala. Auf dem Land wird aber noch etwas häufiger gewan­dert und vor allem auch Ski gefahren, die Städter und Städterinnen schwimmen und joggen dafür mehr. Auffällig sind zudem ein hoher Anteil an Golfern aus den Agglo­me­ra­tionen sowie überdurch­schnitt­lich viele Schützen und Leicht­ath­leten in Land­ge­meinden. Mit Blick auf die Sport­mo­tive ist erwähnens­wert, dass auf dem Land beim Sport­treiben etwas mehr die Gesel­lig­keit und die Natur betont werden, in der Stadt dafür die Motive Figur und Aussehen sowie Entspan­nung und Stressabbau etwas häufiger im Vorder­grund stehen.

Schaut man sich in der Schweiz die regio­nalen Unter­schiede im Sport­ver­halten an, so fallen nicht die Stadt-Land-Unter­schiede auf, sondern die Diffe­renzen zwischen den Gross­re­gionen. In der Deutsch­schweiz wird deut­lich mehr Sport getrieben als in der französisch- und der italie­nisch­spra­chigen Schweiz. Auch 2020 lässt sich fest­stellen, dass es in der deut­schen Schweiz weniger Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen und dafür auch mehr sehr aktive Sportler und Sport­le­rinnen gibt als in der latei­ni­schen Schweiz. Die Unter­schiede sind aber deut­lich geringer geworden als noch vor 20 Jahren. Nach wie vor zeigen sich aber sprach­kul­tu­relle Unter­schiede bei der Wahl der Sport­arten. Bemer­kens­wert ist zudem, dass in der Romandie teilsmässig mehr Sport­le­rinnen und Sportler an Wettkämpfen teil­nehmen als in der Deutsch­schweiz und im Tessin. Dass die Romands die Leis­tung und Wett­kampfs­port stärker betonen, zeigt sich auch bei den Sport­mo­tiven. Auch die Gesel­lig­keit sowie Entspan­nung und Stressabbau stehen bei der West­schweizer Bevölkerung beim Sport­treiben eher im Vorder­grund als in der Deutsch­schweiz und im Tessin. Während man in der Deutsch­schweiz deut­lich öfter Sport aus Freude an der Bewe­gung treibt, spielt in der latei­ni­schen Schweiz das Motiv Figur und Aussehen eine wich­ti­gere Rolle.

Soziale Unter­schiede

Der Sport­boom der letzten 20 Jahre hat dazu geführt, dass bei der Spor­tak­tivität die Geschlechter- und Alters­un­ter­schiede weit­ge­hend verschwunden sind und sich die Unter­schiede zwischen den Sprach­re­gionen stark verrin­gert haben. Unter­schiede in der Spor­tak­tivität zeigen sich nach Bildung, Erwerb­status, Berufs­stel­lung, Wirt­schafts­sektor, Haus­halt­sein­kommen und Haus­halts­form. Der Anteil an Sportler und Sport­le­rinnen mit einer hohen Aktivität nimmt mit der Höhe des erreichten Bildungs­ab­schlusses und der Höhe des Haus­halt­sein­kom­mens konti­nu­ier­lich zu. Parallel dazu sinkt mit jeder Bildungs- bzw. Einkom­mens­stufe der Anteil an Nicht­sport­lern und Nicht­sport­le­rinnen. Sämtliche Einkom­mens- und Bildungs­schichten konnten ihre Spor­tak­tivität in ähnli­chem Ausmass stei­gern. Ledig­lich Personen, die höchstens die obli­ga­to­ri­sche Schul­pflicht erfüllten und keine weitere Ausbil­dung absol­viert haben, scheinen etwas stehen­ge­blieben zu sein. Sie haben am Sport­boom weniger teil­ge­nommen als die mitt­leren und höheren Bildungs­stufen.

Weiter beein­flussen die Kinder die Spor­tak­tivität der Eltern. In Paar­haus­halten mit Kindern im Alter von über 14 Jahren finden wir den höchsten Anteil an Personen, die mehr­mals pro Woche insge­samt mindes­tens drei Stunden Sport treiben. Unter den Paaren mit Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren gibt es am wenigsten Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen, unter den Paaren mit Klein­kin­dern im Alter unter 5 Jahren dagegen am wenigsten sehr aktive Sportler und Sport­le­rinnen. Einen signi­fi­kanten Einfluss auf die Spor­tak­tivität hat auch die Natio­nalität. Herr und Frau Schweizer treiben mehr Sport als die in der Schweiz lebenden Ausländer und Ausländerinnen. Teilt man die Ausländer und Ausländerinnen nach Herkunft und Migra­tion auf, sieht es anders aus. Während die Migranten und Migran­tinnen aus Mittel- und Nord­eu­ropa sogar aktiver als die Schweizer und Schwei­ze­rinnen ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund sind, treiben die Migranten und Migran­tinnen aus Süd- und Osteu­ropa deut­lich weniger Sport.

Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen

Der Anteil an Nicht­sport­lern ist unter den Frauen nur wenig grösser als unter den Männern. In der latei­ni­schen Schweiz finden wir immer noch etwas mehr sport­lich Inak­tive als in der Deutsch­schweiz. Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen treffen wir zudem vermehrt bei Personen mit tiefer Bildung und tiefem Einkommen, bei arbeits­losen Personen sowie bei Migranten und Migran­tinnen, die aus einem süd- oder osteuropäischen Land in die Schweiz einge­wan­dert sind. Auch 2020 gibt es Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen, die gele­gent­lich Sport- und Bewe­gungs­ak­tivitäten unter­nehmen. Wandern, Radfahren und Schwim­mern werden am häufigsten als gele­gent­liche Bewe­gungs­ak­tivitäten genannt. Zwei Gründe sind denkbar warum sich ehema­lige Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen sich neu als Gele­gen­heits­s­portler einstufen: Erstens haben die ehema­ligen Nicht­sportler die Intensität und Häufig­keit ihrer Aktivitäten soweit erhöht, dass sie sich heute als Sportler sehen. Zwei­tens könnte es in den letzten sechs Jahren zu einer weiteren Ausdeh­nung des Sport­be­griffs gekommen sein, so dass ehema­lige Nicht­sportler jetzt ihre Aktivität zum Sport zählen. Fragt man die Nicht­sportler nach Begriffen, welche sie mit Sport asso­zi­ieren, scheint es auf den ersten Blick keine grosse Unter­schiede zu haben. Ein genauerer Blick macht aller­dings klar, dass Sport von den Nichtspport­lern deut­lich seltener mit Indi­vi­dualität, Freude/Spass, Körpergefühl, Frei­heit und Lebens­stil asso­zi­iert wird als von Sport­lern. Wenn man konkret nach den Gründen fragt, weshalb die sport­lich Inak­tiven keinen Sport treiben, so wird am häufigsten auf die fehlende Zeit verwiesen. Häufig wird auch angeführt, dass man wegen der hohen Arbeits­be­las­tung zu müde für Sport sei, oder es wird auf gesund­heit­liche Gründe verwiesen. Die Wunsch­sport­arten der Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen sind alles andere als ausge­fallen. Häufig erwähnt werden mit Schwimmen, Fitness­trai­ning, Wandern, Radfahren, Kraft­trai­ning, Jogging, Yoga und Tanzen Sport­arten, die auf der Hitliste der belieb­testen Sport­arten der Gesamtbevölkerung weit oben zu finden sind und in den letzten Jahren einen Boom erlebt haben.

Spor­torte , Sport­zeiten, Sport­set­ting

Die hohe Spor­tak­tivität der Schweizer Wohnbevölkerung erklärt sich auch durch die erst­klas­sige Infra­struktur, die man hier­zu­lande nutzen kann. Dies gilt einer­seits für die meist von den Gemeinden bereit­ge­stellten Sport­an­lagen, es trifft aber insbe­son­dere auch für die vielen Sportmöglich­keiten im Freien zu. Bei den Spor­torten, die jede Woche aufge­sucht werden, liegt die allge­mein gefasste Kate­gorie "freie Natur" an erster Stelle. Erstaun­lich häufig wird auch zu Hause Sport getrieben. Wie bei der freien Natur, bei den Turn- und Sport­hallen sowie bei den privaten Fitness- und Sport­cen­tern fällt hier insbe­son­dere der hohe Anteil an wöchent­li­chen Nutzungen auf. Je nach Anlage und Angebot steht die Spor­tin­fra­struktur gleich in der eigenen Wohn­ge­meinde zur Verfügung. Oder man nimmt dafür eine mehr oder weniger lange Anreise in Kauf. Die Sportler und Sport­le­rinnen wählen ihre Sport­stunden am liebsten flexibel aus. Am belieb­testen ist aber nach wie vor der Abend, gefolgt vom Morgen und dem Nach­mittag. Die Voll­zei­t­er­werbstätigen und Personen in Ausbil­dung treiben vor allem am Abend Sport.

Sport im Verein

Gemäss der letzten natio­nalen Verein­ser­he­bung gibt es in der Schweiz 19'000 Sport­ver­eine, in denen 2 Millionen Aktiv­mit­glieder Sport treiben. Der Anteil an aktiven Vereins­mit­glie­dern in der Bevölkerung ist in den letzten sechs Jahren auf 22 Prozent zurückge­gangen. Der Rückgang ist zwar nicht drama­tisch, die Sport­ver­eine können aber weder vom Bevölkerungs­wachstum noch vom Sport­boom profi­tieren und müssen schauen, dass sie ihre Mitglie­der­bestände halten können. Trotz des Rückgangs bleibt der Sport­verein der wich­tigste Sport­an­bieter. Männer machen etwas häufiger im Sport­verein mit als Frauen. In der italie­ni­schen Schweiz ist vergleichs­weise zu den anderen Sprach­re­gionen der Anteil an Vereins­mit­glie­dern leicht gestiegen. Obwohl Sport­ver­eine für alle offen sind und eine Vereins­mit­glied­schaft in der Regel günstig ist, sind Personen mit tieferem Haus­halt­sein­kommen deut­lich weniger in den Sport­ver­einen vertreten als Personen mit mitt­lerem und hohem Einkommen. Aktive Vereinss­portler und Vereinss­port­le­rinnen zeichnen sich durch eine hohe Spor­tak­tivität aus. Zudem handelt es sich bei den Aktiv­mit­glie­dern häufiger um Wett­kampfs­portler. Es sind häufig jedoch nicht allein sport­liche Motive, weshalb man in einem Sport­verein mitmacht. Bei den Gründen, die für eine Mitglied­schaft spre­chen, kommt auch den sozialen Aspekten eine beson­dere Bedeu­tung zu. Man kann sagen, dass die Sport­ver­eine eine wich­tige Rolle in der Sports­o­zia­li­sa­tion spielen, zentrale Träger des Wett­kampfs­ports sind und Inte­gra­tions- und Gemein­wohl­funk­tionen erfüllen.

Sport im Fitnesscenter

Im Schatten der Sport­ver­eine sind die Fitnesscenter in den letzten 20 Jahren zu einem wich­tigen Sport­an­bieter heran­ge­wachsen. Im Gegen­satz zu den Vereins­mit­glied­schaften steigen die Mitglied­schaften in den Fitnesscen­tern stetig an. Die Geschlechter- und Natio­nalitätsun­ter­schiede, die für die Sport­ver­eine typisch sind, exis­tieren bei den Fitnesscen­tern nicht.

Personen mit hohem Haus­halt­sein­kommen sind jedoch fast dreimal häufiger in Fitnesscen­tern anzu­treffen als Personen mit tiefem Einkommen. Die grösste Diffe­renz zwischen Vereinen und Fitnesscen­tern besteht beim Stadt-Land-Unter­schied. Von den Stadt­be­woh­nern besitzen 23 Prozent ein Abon­ne­ment, auf dem Land trifft dies nur auf 13 Prozent zu. Die hohe Flexi­bilität, Wahl­frei­heit und Unge­bun­den­heit werden neben dem guten Angebot sowie der fach­kun­digen Betreuung und Bera­tung bei den Vorteilen eines Fitnessa­bon­ne­ments hervor­ge­hoben. Ein weiterer Vorteil für die Mitglieder ist, dass sie keine Verpflich­tungen haben und sehr unge­bunden sind. 

Sport in den Ferien

Zu den Sport­fe­rien werden alle Ferien und Reisen mit mindes­tens einer auswärtigen Übernach­tung gezählt, während denen sport­liche Aktivitäten im Vorder­grund stehen. Bei den in den letzten 12 Monaten durchgeführten Sport­fe­rien und Sport­reisen kommen die Reisenden auf insge­samt durch­schnitt­lich neun Übernach­tungen in der Schweiz. Sport­fe­rien sind aber bei Männern und Frauen jegli­chen Alters beliebt. Grössere Unter­schiede als beim Geschlecht und Alter zeigen sich nach Sprach­re­gion, Einkom­mensklasse und Natio­nalität. In der Deutsch­schweiz sind Sport­fe­rien deut­lich beliebter als in der französisch- und italie­nisch­spra­chigen Schweiz. Erwar­tungsgemäss kann man sich mit stei­gendem Haus­halt­sein­kommen eher und häufiger Sport­fe­rien leisten. Die mitt­leren und hohen Einkommen unter­scheiden sich weniger in der Frage, ob man in die Sport­fe­rien reist, sondern wohin und wie lange man fährt oder fliegt. Im Gegen­satz zur allge­meinen Spor­tak­tivität lässt sich bei den Sport­fe­rien aber kein Wachstum erkennen. 

Sport­aus­gaben

Bei der Befra­gung, wie hoch die Sport­aus­gaben bei Herr und Frau Schweizer ist, wurden zwischen Ausgaben für Sport­be­klei­dung und Sportausrüstung, für Sport­an­ge­bote und Sport­dienst­leis­tungen, für die Sport­an­la­gen­be­nut­zung, für den Besuch von Sport­ver­an­stal­tungen sowie für Sport­fe­rien unter­schieden. Im Durch­schnitt gibt eine Person in der Schweiz rund 2'000 CHF für Sport aus. Die beiden grössten Ausga­b­e­posten sind Sport­be­klei­dung und Sportausrüstung sowie Sport­fe­rien und Sport­reisen. Für beide Bereiche werden jährlich je 580 CHF ausge­geben, wobei etwa doppelt so viele Personen Ausgaben für Sport­be­klei­dung und Sportausrüstung haben als Ausgaben für Sport­fe­rien und Sport­reisen. Für Sport­an­ge­bote bei Vereinen, Fitnesscen­tern und anderen Anbie­tern werden durch­schnitt­lich gut 400 CHF ausge­geben. Erwar­tungsgemäss gibt es bei den Sport­aus­gaben grosse Unter­schiede, je nachdem wie viel Sport man treibt und wie viel Geld man zur Verfügung hat. Gutver­die­nende haben vor allem deut­lich höhere Ausgaben für Beklei­dung und Ausrüstung sowie für Sport­fe­rien. Wenig erstaun­lich ist, dass sehr aktive Sportler und Sport­le­rinnen durch­schnitt­lich am meisten Geld für Sport aufwenden. Die Sport­aus­gaben unter­scheiden sich zudem nach Geschlecht, Alter, Sprach­re­gion und Natio­nalität. Männer geben mehr Geld für Sport aus als Frauen und zwar vor allem bei der Beklei­dung und Ausrüstung, bei den Sport­fe­rien sowie beim Besuch von Sport­ver­an­stal­tungen. In der Deutsch­schweiz wird mehr für Sport ausge­geben als in der französisch- und italie­nisch­spra­chigen Schweiz, wobei die grössten Unter­schiede bei den Sport­fe­rien liegen.

Sport­ver­let­zungen

Die Spor­tak­tivität hat stärker zuge­nommen als die Sportunfälle. Bei gut zwei Drit­teln der ange­ge­benen Sport­ver­let­zungen handelt es sich recht­lich gesehen um einen Unfall, der plötzlich und unver­mit­telt aufge­treten ist. Ein Fünftel der Sport­ver­let­zungen ist chro­nisch oder Folge einer früheren Verlet­zung und würde von den Versi­che­rungen als Krank­heit behan­delt werden. Männer verletzen sich häufiger beim Sport­treiben als Frauen. Obwohl sich die Frauen weniger oft verletzen, sind ihre Verlet­zungen tenden­ziell etwas gravie­render. Mit zuneh­mendem Alter geht der Anteil Verletzter zurück, bei den Männern jedoch steiler als bei den Frauen. Kommt es bei Nicht­sport­trei­benden zu einer Verlet­zung bei ihren sport­li­chen Bewe­gungs­ak­tivitäten, dann handelt es sich häufiger um eine schwere Verlet­zung. Am meisten Sportunfällen passieren beim Fuss­ball, Jogging, Laufen, Radfahren, Skifahren und Wandern.

Inter­esse am Medien­sport

Im Gegen­satz zum aktiven Sport­treiben, wo wir einen unge­bro­chenen Boom beob­achten können, ist beim passiven Sport­konsum eine gewisse Sättigung aber unver­kennbar. Beim Sport­in­ter­esse zeigen sich weiterhin die bekannten Unter­schiede nach Geschlecht, Alter, Haus­halt­sein­kommen und Spor­tak­tivität, zudem werden neu auch Unter­schiede zwischen den Sprach­re­gionen und der Natio­nalität sichtbar. Männer, ältere Personen, aktive Sportler sowie in gerin­gerem Masse Deutsch­schweizer, Schweizer Bürger und Personen mit mitt­lerem bis höherem Haus­halt­sein­kommen haben ein überdurch­schnitt­li­ches Sport­in­ter­esse. Beim Sport­konsum scheint Fern­sehen nach wie vor das Leit­me­dium zu sein. Erwar­tungsgemäss gibt es einen grossen Unter­schied zwischen den Alters­gruppen. Jüngere Personen verfolgen das Sport­ge­schehen mitt­ler­weile fast ebenso häufig im Internet wie im Fern­sehen. Noch lässt sich der Fern­seher etwas salopp als des Schwei­zers liebstes Sportgerät bezeichnen, dieser Ehren­titel gebührt zukünftig aber wohl eher dem Wander­schuh, dem Velo oder der Yoga­matte.

 

Der ganze Bericht ist unten angehängt. Oben stehend wurden nur die wich­tigsten Zahlen und Aussagen darge­stellt. 

Sport Schweiz 2020